«Ich war von der Idee begeistert»

Die Rechtsanwältin Annina Arpagaus ist neu Präsidentin der KUE-Schulkommission. Auch als Uetikerin steht sie voll hinter der Schule.


Annina, du bist seit dem April Präsidentin der Schulkommission. Was hast du dir vorgenommen?
Ich habe kein Legislaturprogramm wie in der Politik. Ich leite die Schulkommission und unterstütze die Schulleitung, zum Beispiel bei der Bewältigung des Wachstums, das eine hohe Intensität und Dichte mit sich brachte.

Du bist Rechtsanwältin und arbeitest als Leiterin des Generalsekretariats der Migros. Was machst du da?
Ich bin an der Schnittstelle von verschiedenen Entscheidungsträgern der komplexen Migros-Gruppe. Deren Zusammenspiel muss gut funktionieren. Die Migros ist eine Ikone, ich stehe voll hinter ihren Werten.

Welche Parallelen siehst du zwischen einer Kantonsschule und der Migros?
Bei beiden stehen die Menschen im Mittelpunkt. Und beide Organisationen sind ziemlich dezentral aufgestellt, aber mit einem Gremium in der Mitte. Bei den Kantonsschulen ist das das Berufs- und Mittelschulamt, bei der Migros der Migros-Genossenschafts-Bund. Bei beiden geht es auch um die Balance zwischen zentralen und dezentralen Entscheiden. Aber die Migros ist schon eine komplett andere Welt. Ich habe grossen Respekt vor der hohen Kadenz und den vielen sozialen Interaktionen, die Schüler:innen und Lehrpersonen täglich erleben – oder muss man sagen erdulden müssen? (lacht)

Hätte sich wohl Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler als Schüler an der KUE wohlgefühlt?
Definitiv! Wobei es vielleicht anmassend ist, zu beurteilen, was Dutti heute denken würde. Er war ein Pionier, hat immer Neues ausprobiert, Partizipation und Bildung waren ihm sehr wichtig. Er hat bereits 1948 die Migros-Klubschule gegründet, heute Miduca.

Du wohnst mit deiner Familie in Uetikon. Wie hast du den Aufbau der KUE erlebt?
Ich war von der Idee begeistert und auch neugierig. Würde ein Gymnasium in diesem kleinen, verschlafenen Dorf funktionieren? Und es funktioniert im Grossen und Ganzen gut und reibungslos. Das Dorf hat sich belebt, die Schüler:innen fluten mit ihren Velos die Strassen oder den Bahnhof, und am Mittag strömen sie in die Restaurants und Take-aways. Die KUE ist wirklich mitten im Dorf, und vielleicht war es gut, dass wir nicht gleich am See begonnen haben.

Welche drei Worte fallen dir zur KUE ein?
Mutig, energiegeladen, zukunftsgerichtet.

Was sollte deiner Meinung nach ein Gymnasium den Jugendlichen vermitteln?
Einerseits eine breite Allgemeinbildung und die Hochschulreife, andererseits eine persönliche Entwicklung. Unsere Absolvent:innen sollen mit Offenheit, Neugier und Initiative ins Leben starten können. 

Welches war dein Lieblingsfach am Gymnasium?
Geschichte, ich ging ins RG Rämibühl. Der Lehrer konnte mitreissend unterrichten, schon damals, vor 40 Jahren, benutzte er Medien, lange vor Instagram und Youtube. Und er stellte immer einen Bezug zur Aktualität her. Deutsch hatte ich nicht so gern, die Bücher, die wir gelesen haben, waren unmöglich und haben mich teilweise belastet.

Wo steht die KUE schon gut da und wo könnte sie sich noch verbessern?
Sie hat ein starkes geistiges Fundament, zum Beispiel mit der KUE-Charta. Es gibt den wertebasierten, partizipativen KUE-Spirit, was ich als einzigartig in der gymnasialen Landschaft erlebe. Wir sind jetzt aber in einer Konsolidierungsphase, müssen die Strukturen festigen und Ruhe ins System bringen – bevor wir dann in ein paar Jahren an den See zügeln.

Interview: Matthias Böhni