Hoffnung durch Unterricht

Die Auseinandersetzung mit schwierigen Themen gehört zur gymnasialen Bildung. Mehr dazu im letzten Wochenbrief des Jahres 2025.

Bild: Foto von Ron Smith auf Unsplash

Eine Kollegin, die Deutsch unterrichtet, erzählte, dass ihr Fachkreis eine Liste mit «hoffnungsvollen» Lektüren für Schüler:innen angelegt habe.

Als Sprachlehrperson sucht man eigentlich immer nach geeigneten Lektüren. Neben all den Kriterien, die für diese Suche schon immer galten, wie zum Beispiel, dass der Roman einen für Jugendliche interessanten Inhalt thematisieren und literarisch anspruchsvoll erzählt sein sollte, kamen in den letzten Jahren neue Aspekte hinzu: Das Buch sollte nicht zu umfangreich sein und vor allem: Es sollte nicht zu traurig sein. Dieser letzte Punkt macht die Suche besonders herausfordernd: Die Hauptfiguren leiden, weil sie eine schwere Kindheit haben, einen geliebten Menschen verlieren, in Konflikte geraten oder sich fremd fühlen. Autor:innen erzählen Geschichten über Menschen, deren Platz in der Welt nicht sicher ist – und nicht über solche, in deren Leben alles glatt läuft.

Andere Fächer kämpfen mit ähnlichen Problemen. Im Geografieunterricht kann es um den Klimawandel und den zu hohen Ressourcenverbrauch gehen, in Wirtschaft und Recht um Korruption, in Biologie um das Artensterben. Eine befreundete Geschichtslehrerin erzählte mir, dass sie innere Widerstände dagegen empfinde, aktuelle Konflikte im Unterricht zu behandeln, weil es für die Schüler:innen so deprimierend sei.

Die Skrupel, Schüler:innen mit traurigen Themen zu konfrontieren, sind eine Folge des immer wieder thematisierten schlechten psychischen Zustands vieler junger Menschen. Sie beruhen auf der Annahme, dass sich die Jugendlichen durch Negatives noch belasteter fühlen. Erkenntnisse von Medienwissenschaftlern scheinen diese Vermutung zu bestätigen: Menschen vermeiden schlechte Nachrichten über den Zustand der Welt, weil diese ein beklemmendes Gefühl auslösen. Wichtig ist aber: Je weniger inhaltliche Einordnung eine Nachricht liefert, desto eher fühlt man sich hilflos und ausgeliefert.

Weil die gymnasiale Bildung die Auseinandersetzung mit der Welt zum Ziel hat, bleibt den Lehrpersonen nichts anderes übrig, als die vorhandenen Probleme zu thematisieren. Und das ist gut so. Denn im Unterricht findet die inhaltliche Einordnung statt. Die Lehrpersonen informieren, erklären Hintergründe und zeigen Handlungsmöglichkeiten und auch Fortschritte auf. Das macht Hoffnung, nicht Angst. Genauso, wie das Lesen der literarischen Werke im Unterricht zeigen soll, wie Menschen in schwierigen Situationen handeln – und nicht, wie sie untergehen.

Zum Jahreswechsel darf man sich eine positive Veränderung der Welt wünschen und darauf hoffen. Und vor allem den Blick auf den eigenen Umkreis richten und dankbar sein: für die vielen Bemühungen und den Einsatz, den so viele Mitmenschen füreinander und für das Zusammenleben leisten.

Wie auch in den vergangenen Jahren möchten wir euch allen danken, dass ihr euch für die KUE einsetzt. Den Lehrpersonen danken wir für das grosse Engagement für die Schüler:innen und den Unterricht, dem ganzen Team danken wir für die tägliche Unterstützung und die vielen guten Ideen und den Schülerinnen und Schülern dafür, dass sie die KUE zu einem lebendigen und fröhlichen Ort machen.

Wir freuen uns alle auf den Weihnachtsball. Vor allem nach den ernsthaften Bekenntnissen der Schüler:innen im Nachgang der Schüler-machen-Schule-Tage hoffen wir auf ein friedliches, fröhliches und rauschendes Fest!

Ich wünsche allen erholsame Ferien und frohe Festtage und einen möglichst hoffnungsvollen Rutsch in das neue Jahr! 

Eugenie Bopp

WB 51 25