«sbischöz»

Kennen Sie das Wort «sbischöz»? Nach der Lektüre des Wochenbriefs werden Sie mehr über seine Bedeutung wissen.

Ein schönes «sbischöz», das würde ich mir für den kommenden Winter wünschen. Man könnte sich gemeinsam an den Flocken erfreuen, sich gegenseitig mit Schneebällen bewerfen, ja vielleicht sogar zusammen einen Schneemann bauen. Anschliessend würde man sich im Haus aufwärmen und mit lieben Leuten Fondue essen – während draussen immer noch «sbischöz» herrscht, das Schneegestöber.

Leider befürchte ich, dass uns die nächsten Wochen ein solches Vergnügen nicht bringen werden. Das liegt nicht nur am Klimawandel. Seit einem halben Jahr schreibe ich an dieser Stelle, Corona habe uns fest im Griff. Der Satz behält seine Gültigkeit. Ich füge lediglich ein neues Bild hinzu, indem ich sage, dass wir uns warm anziehen müssen, wenn der Corona-Sturm nicht nachlässt und ein ganz unangenehmes «sbischöz» bleibt.
Wir brauchen in diesem aussergewöhnlichen Jahr 2020 Geduld und eine Haltung, die uns das Wesentliche nicht aus dem Blick verlieren lässt.

Die Pandemie hindert uns als Schule zwar, gewisse Dinge zu tun, die uns lieb und wichtig sind, aber unseren Auftrag nehmen wir weiterhin wahr. Die Jugendlichen sollen lernen, Zusammenhänge zu beschreiben und zu verstehen. Sie sollen lernen, mit informierten und wachen Augen durch die Welt zu gehen. Sie sollen lernen, unangenehme Dinge beim Namen zu nennen. Corona schränkt uns ein, aber selbst unter diesen Bedingungen werden die Schülerinnen und Schüler gemeinsam Fortschritte auf ihrem Weg zur Matura machen.

Das Gedicht von Andri Peer, in dem ich das schöne Wort «sbischöz» entdeckt habe, passt gut zum kommenden Quartal. Ich zitiere es deshalb gerne im romanischen Original mit einer Dialektübersetzung.

Quai chi’ns mangla

Quai chi’ns mangla, amis,
ais curaschi.
Curaschi da tour il pled
intant ch’el ais bugliaint;
da nomnar la peidra peidra
e’l sang sang
e la temma temma.

Ün di gnarà la naiv gronda,
e lura, aint il sbischöz,
saraja grev
da’s dar d’incleger.

Das wo ünsch fehlt

Das wo ünsch fehlt, Fründ,
ischt Muät.
Muät Wort z’halten
au wenns nisch brennt;
dm Schtein Schtein zsägen
dm Bluät Bluät
und dr Angscht Angscht

Emal chunt dr gross Schnee
und denn, im Schneegschtöber
würds schweer sin
enand zverstaan.

Ich wünsche uns allen Mut zur Klarheit und Mut zur Klärung von schwierigen Sachverhalten. Dann werden wir uns im «sbischöz» zurechtfinden – hoffentlich nicht nur im übertragenen Sinn des Wortes, wie es bei Andri Peer vorkommt, sondern auch in der eigentlichen Bedeutung von «sbischöz», die anklingen lässt, dass nach dem Schneegestöber prächtige Wintertage folgen.

Martin Zimmermann

Wochenbrief_2043