Debatten

Eine Schule wie die KUE ist eine Staatsschule, und das ist gut so. Mehr dazu im Wochenbrief

Die KUE sei ganz in Ordnung, aber die Schulleitung „massiv links“. So hiess es vor einiger Zeit auf einem der bekannten Social Media. Das liess mich aufhorchen. Worauf stützt sich der Autor dieser Aussage, der sich lediglich als KUE-5.-Klässler zu erkennen gab? 

Dass er nur Leuten nachplappert, denen alles, was mit Gymnasium und Universität zu tun hat, verdächtig – das heisst „links“, „woke“, „weltfremd“ – vorkommt, möchte ich ausschliessen. Ich gehe davon aus, dass unsere Schülerinnen und Schüler mündig sind und ihre Beurteilungen auf eigene Beobachtungen und Überlegungen abstützen. 

Geht es ihm um Positionen, die auch im Leitbild oder im Lehrplan formuliert sind? In der Tat stehen da Lernziele mit politischen Implikationen. 

Nehmen wir den Lehrplan Geografie: «Die Schülerinnen und Schüler erfassen das Konzept der Nachhaltigkeit, werden sich der Bedeutung des eigenen Handelns und der persönlichen Verantwortung bewusst und sind bereit, die eigene Einstellung zur Umwelt zu überdenken, persönliche raumwirksame Tätigkeiten zu hinterfragen und entsprechend verantwortungsbewusst zu handeln.»  

Dieser Satz entspricht der Vorgabe aus dem eidgenössischen Maturitätsanerkennungsreglement: «Maturandinnen und Maturanden (...) sind bereit, Verantwortung gegenüber sich selbst, den Mitmenschen, der Gesellschaft und der Natur wahrzunehmen.»  

Jede Demokratie ist darauf angewiesen, dass die jungen Menschen mündig und politisch aktiv werden. Die Schule unterstützt dieses Ziel, indem sie Wissen vermittelt und Standpunkte darlegt. In diesem Sinn ist sie auch politisch. 

Der Unterricht bezieht sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und muss deshalb immer wieder Stellung beziehen. Um nur ein sehr einfaches Beispiel zu nennen: Wenn jemand behauptet, die Erde sei in Wirklichkeit eine Scheibe, kann man dies nicht einfach als «Meinung» gelten lassen. Die Schule steht dann für das ein, was nachweislich richtig ist.  

Vielleicht erfolgte die Analyse des eingangs erwähnten Schülers nicht auf Grund von Stellungnahmen zu aktuellen politischen Fragen. Möglicherweise nimmt er nur bei der Schulleitung einen bestimmten Stil wahr, den er als «links» klassifiziert.  

Ja, ich versuche mit meinen Kolleg:innen in der Schulleitung, die KUE nicht mit «harter Hand» zu führen. Wir setzen prioritär auf pädagogische und nicht auf autoritäre Massnahmen. Wir sind überzeugt, dass alle KUE-Angehörigen vernunft- und lösungsorientiert handeln können. Deshalb suchen wir den Dialog und den Ausgleich. 

In einem gewissen Sinn mag der zitierte Schüler allerdings auch recht haben. Bildungsinstitute sind progressiv – «links» –, weil kritisches Denken durchaus Bestehendes in Frage stellen kann. Welche Schlussfolgerungen aber aus den Debatten gezogen werden sollen, das überlassen wir den einzelnen Schülerinnen und Schülern. 

Martin Zimmermann 

PS: Ich bedanke mich bei der Klasse 4a, die mit mir einen Entwurf dieses Textes besprochen hat. Einige inhaltliche und sprachliche Anregungen habe ich in die definitive Version aufgenommen. 

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