Governance

In einem guten Unternehmen wissen alle, was sie tun sollen und was sie darüber hinaus tun dürfen. Das gilt auch für eine Kantonsschule.

Raphael Wicky (46) wurde letzte Woche Schweizer Meister im Fussball, und zwar in seiner ersten Saison als Trainer der Young Boys Bern. Das ist ein grosser Erfolg für einen relativ jungen Trainer. In einem Interview führte er aus, was er heute besser macht als in seinen früheren Clubs: «Ich bin klarer geworden. Wer hat welche Rolle? Was ist sein Pflichtenheft? Wie will ich kommunizieren? Was sind unsere Werte? Wie gehen wir miteinander um?»

Diese Fragen umkreisen exakt das, was ich in meiner Berufserfahrung als Lehrer und Schulleiter auch als wichtig erlebt habe. Es geht um Haltungen und authentisches Handeln. Zudem ist es nötig zu wissen, welche Kompetenzen man hat und welche nicht. Auf dieser Basis – so glaube ich – können sich alle Beteiligten in einem Unternehmen möglichst optimal einbringen. Gerade eine Expertenorganisation wie die Schule ist darauf angewiesen, dass alle ihre Stärken ausspielen, so wie es die Spieler:innen in einem erfolgreichen Fussball-Team tun.

Aktuell läuft im Kanton Zürich eine Vernehmlassung über die Neuregelung der «Governance» im Bereich der Mittel- und Berufsschulen.

Die Vorlage sieht vor, dass die Schulkommission, welche im Moment «oberstes Organ» der Schule ist, nur noch ein beratendes Gremium ist. Die Position des Rektors oder der Rektorin wird gestärkt, dafür soll es aber im Mittelschul- und Berufsbildungsamt eine vorgesetzte Stelle geben, welche die Rektor:innen führt und beaufsichtigt.

Zu der Vorlage äussern dürfen sich die im Kantonsrat vertretenen politischen Parteien, die Direktionen des Regierungsrats, verschiedene Verbände und Gremien sowie die schulischen Institutionen (Schulkommissionen, Schulleitungen, Lehrer:innen-Konvente).

Ich selber nehme auf zweierlei Arten an der Vernehmlassung teil. Einerseits spreche ich als Privatperson mit Leuten, die im Kantonsrat vertreten sind. Das ist politisches Handeln, wie es in einer Demokratie erwünscht sein muss. Anderseits nehme ich Einfluss auf die Antwort der Uetiker Schulleitung.

Zur Frage, ob die Governance-Vorlage wirklich eine Verbesserung bringt oder nicht, werde ich in diesem Wochenbrief nicht Stellung beziehen. In meiner Rolle als Rektor wäre das nicht angebracht. Da aber die vorgeschlagenen Neuerungen das Potenzial haben, die Zürcher Mittelschulen wesentlich zu verändern, informiere ich gerne die KUE-Mitglieder an dieser Stelle über das Projekt.

Wer mehr dazu wissen will, findet die Einzelheiten hier.

Martin Zimmermann

PS: In den Ferien fanden zwei freiwillige KUE-Bildungsreisen statt. Während einige 6.-Klässler:innen in Georgien ganz neue Eindrücke aufnahmen, reisten die Latein-Schüler:innen nach Neapel, wo sie antiken Spuren nachgingen. Ich danke Lisa Hurter, Chiara Salvini, Hannes Gubler und Nicolas Diener für die Organisation und Durchführung der Reisen, die den Jugendlichen neue Perspektiven ermöglichen.

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