Im Mai, einige Monate vor der Eröffnung, bekamen wir Besuch: Jemand aus Uetikon schlug vor, der Schule einen Namen zu geben, wie das in anderen Ländern üblich ist. Die Schritstellernamen Ingeborg Bachmann und Max Frisch, so sein Vorschlag, sollten daran erinnern, dass eine kurze Episode ihrer Liebesbeziehung im Haus Langmatt in Uetikon am See, gleich beim Bahnhof, stattgefunden habe. Darauf haben wir verzichtet - vor allem weil es in der Schweiz diese Kultur der Namensgebung bei Gymnasien nicht gibt. Spannend an dem Anliegen ist die Frage, wie die Schule eine lokale Identität bekommt und was ihr Bezug zur Region ist.
Im Leitbild heisst es dazu: „Die KUE ist eine Schule der Region, eine Schule am See. Der geografische Raum zwischen Pfannenstiel und See soll von Anfang an mitbedacht, aktiv einbezogen und als Ressource genutzt werden. Die Schule öffnet sich bei Anlässen für die Menschen der Region und stellt ihre Räume der Bevölkerung zur Verfügung. Es werden aktiv Kooperationen mit lokalen Partnern … angestrebt. Unterrichtsprojekte werden auch mit Blick auf die Möglichkeiten in der Region geplant. Die KUE ist offen für Anregungen von aussen und nimmt Impulse und passende Anregungen gerne auf.“
Daraus folgte zum Beispiel die Idee eines Eröffnungsfestes für die lokal Bevölkerung und die Bewirtung mit Wein aus Uetikon. Es kann auch heissen, dass wir bei der Lieferung von Büchern lokale Buchläden berücksichtigen, auch wenn es übers Internet unter Umständen einfacher ginge. Oder dass eine Geschichtslehrerin ein Projekt mit dem Ortsmuseum macht.
Diese Woche findet in Zürich das Kabenschiessen statt. Im Vorfeld hat uns deshalb die Frage beschäftigt, ob das ein lokaler Feiertag sei und ob der Unterricht ausfallen sollte - ähnlich wie an den Gymnasien in der Stadt. Eine kurze Umfrage in Uetion und bei den Gemeinden im Einzugsgebiet der Schule hat ergeben, dass das nicht einheitlich gehandhabt wird und dass es keinen lokalen Feiertag gibt.
Vielleicht wird sich ein solcher Tag herauskristallisieren. Für dieses Jahr haben wir uns aber entschieden, nichts ausfallen zu lassen – weder am Knabenschiessen noch an einem anderen Tag. Das ist auch eine Reaktion darauf, dass immer wieder mal Lektionen gestrichen werden müssen, weil in der Anfangsphase alle Lehrperson der KUE auch noch an anderen Kantonschulen Aufgaben übernehmen müssen. Für solche Fälle wollen wir darauf hinarbeiten, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, die freie Zeit zu nutzen. Sie sollen die Verwantwortung übernehmen für ihren Lernprozess, auch damit sie nicht alles in der Freizeit machen müssen.
Übrigens: Falls sich eine Ingeborg und ein Max übers Wochenende für das Ausstechen vom Montag qualifizieren sollte, bekommen sie selbstverständlich Urlaub, um im Albisgüetli für die KUE anzutreten.
Jürg Berthold
Wochenbrief 18_37