Ketten

Die Corona-Krise überraschte uns alle, aber dennoch stehen wir als Schule nicht ganz unvorbereitet da.

Die Vorgaben des Bundes- und des Zürcher Regierungsrats im Zusammenhang mit dem Coronavirus legen uns gewissermassen in Ketten.

Dass es zu Schulschliessungen kommen könnte, haben wir seit einiger Zeit annehmen müssen. Dennoch sind die drastischen Massnahmen für die Schulen eine grosse Aufgabe. Da aber die Kantonsschulen – und die KUE seit ihrer Gründung ganz besonders –  in den letzten Jahren viel Unterrichtsentwicklung geleistet haben, sind wir nicht unvorbereitet. Die Erfahrungen helfen uns bei der Bewältigung der aktuellen Situation.

Ich erwähne nur drei Bereiche, in denen viel erarbeitet worden ist, was uns jetzt zugutekommt:

  1. Seit einigen Jahren haben die Kantonsschulen Formen des selbstorganisierten Lernens entwickelt. Ich erinnere an das Projekt unseres Pool-Tags, an dem die Schülerinnen und Schüler dazu geführt werden sollen, die Planung von Arbeiten selbständig und selbstverantwortlich zu übernehmen.

  2. Viele Lehrpersonen benutzten in den letzten Jahren Lernplattformen, auf denen Materialien ausgetauscht werden können. An der KUE arbeiten wir mit OneNote. Die Schülerinnen und Schüler des Kurzgymnasiums sind damit vertraut.

  3. Diese Arbeitsweise – Stichwort BYOD (Bring your own device) – basiert selbstverständlich darauf, dass alle Lernenden einen eigenen Computer haben. An der KUE hat sich das weitgehend eingespielt.

Deshalb werden wir in den kommenden Wochen den Unterricht in einer anderen Form weiterführen können. Über elektronische Kanäle (Teams, OneNote) werden in allen Fächern (inkl. Instrumentalunterricht) Arbeitsaufträge verteilt und Arbeitsleistungen eingeholt. Die Lehrerinnen und Lehrer bieten individuelle Chats (oder auch in Gruppen bzw. der ganzen Klasse) an, in denen Fragen gestellt und beantwortet werden können.

Ich bin zuversichtlich, dass diese Erfahrung positive Früchte haben kann. Mein Vertrauen in unsere Schülerinnen und Schüler ist auch deshalb gross, weil ich weiss, wie sorgfältig die Lehrpersonen die Aufgaben stellen werden. Es wird eine neue Form von Zusammenarbeit entstehen, für die das Bild der Kette in einem anderen Sinn stehen kann. Wir sind gut miteinander verbunden und werden deshalb gemeinsam durch diese Krise gehen können.

Ich will aber nicht verschweigen, dass im digitalen Fernunterricht sehr viele Bereiche nicht abgedeckt werden können, die für uns auch wichtig sind. Zwei Beispiele mögen dies illustrieren.

  1. Die direkte mündliche Debatte über Sachfragen muss für eine Weile durch schriftliche Auseinandersetzungen ersetzt werden.
  2. Im Sportunterricht kann die soziale Kompetenz, die man etwa in Mannschaftsspielen einübt, nicht gefördert werden.

Wir freuen uns deshalb, wenn wir hoffentlich nach den Frühlingsferien wieder zum Präsenzunterricht zurückkehren können.

Ich danke schon jetzt allen, die uns helfen, diese aussergewöhnliche Situation zu meistern.

Martin Zimmermann

Wochenbrief_2012