Neue Räume

Weshalb wir uns auf unsere neue Creative Hall freuen, davon handelt dieser Wochenbrief.

"So wie du bist, so sind auch deine Gebäude.“ Dieses Zitat stammt von dem amerikanischen Architekten Louis Sullivan, einem der ersten grossen Hochhausarchitekten. Er prägte auch den Grundsatz, dass die Form der Funktion folge und zu folgen habe: form follows function.  

In seinem Aufsatz "The tall office building considered" (1896) hat er dies poetisch zum Ausdruck gebracht: „Ob es der gravitätische Adler in seinem Flug ist oder die geöffnete Apfelblüte, das sich abplagende Arbeitspferd, der anmutige Schwan, die sich verzweigende Eiche, der sich schlängelnde Strom an seiner Quelle, die treibenden Wolken, über allem die scheinende Sonne – die Form folgt immer der Funktion, und dies ist das Gesetz. Wo die Funktion sich nicht ändert, ändert sich die Form nicht.“  

 Die Umgebung und die Architektur wirken sich auf das Verhalten der Menschen aus. Diese Überlegungen gelten auch für Schulen.   

Betrachten wir zum Beispiel die Hörsäle. Sie wurden erdacht und gebaut, damit Menschen zuhören. Jemand steht vorne und doziert, die Sitzenden hören zu. Der Begriff und die räumliche Anordnung lassen keinen Zweifel daran, was in einem Hörsaal geschieht.   

Nun stellt sich die Frage: Passt eine solche Architektur des Lernens noch in die heutige Zeit, nach allem, was wir über das Lernen wissen? 

So schreibt der Pädagoge und Journalist Andreas Müller: Ausgangspunkt ist die Frage nach dem Selbstverständnis einer Institution – als was versteht sie sich? Wenn sich eine Schule zum Ziel setzt, dass ihre Lernenden ein hohes Mass an Selbständigkeit erwerben sollen (Funktion), dann müssen die Räume (Form) notwendigerweise so gestaltet werden, dass Selbständigkeit gefordert und gefördert wird. Eine solche Schule muss anders aussehen, als eine, die ihre vorrangige Funktion darin sieht, Lernende auf Prüfungen zu trimmen. 

In unserem Leitbild steht: Die KUE ist eine Schule des Wandels. Dass sich dies auch über unsere Gebäude sagen lässt, wird für alle offenkundig, die sich in den vergangenen Monaten auf unserem Schulgelände aufgehalten haben. Seit letztem Herbst haben wir eine neue Sporthalle,  

und derzeit sind wir mit dem Bau des neuen Schulhauses beschäftigt. 

Auch im Innern der Räumlichkeiten ist dieser Wandel auszumachen. So eröffnen wir nach den Sommerferien eine Creative Hall. Diese erstreckt sich im neuen Haus C über die Fläche von vier Klassenzimmern. Sie beinhaltet einerseits eine offene Werkstatt mit verschiedenen digitalen Geräten, ein sogenannter "Makerspace". Andererseits ist es auch eine Experimentierhalle, in der Experimente und Projekte aus verschiedenen Fachbereichen geplant und durchgeführt werden können.   

Konzipiert und gestaltet wurde die Creative Hall von Physiklehrer Raphael Barengo, Biologielehrer Oli Strauss und Chemielehrer Manuel Burkhalter. Raphael Barengo über das Arbeiten in diesem Raum: Dank der Creative Hall lassen sich neue Unterrichtskonzepte didaktisch und inhaltlich verwirklichen. Sie wird vorzugsweise für selbstständiges Arbeiten in Gruppen genutzt; für Frontalunterricht ist sie nicht geeignet. 

Es ist vorgesehen, dass dort Robotik- und Projektunterricht stattfinden. Ausserdem werden die Schüler:innen im Rahmen von Maturaarbeiten oder Start-up-Projekten Modelle und Produkte entwickeln können. Und ganz allgemein kann man hier ziemlich hands-on arbeiten: löten, 3D-drucken, elektrische Schaltkreise legen…  

Wir freuen uns sehr auf diese neuen Räume und sind gespannt, mit welchen Projekten und Unterrichtskonzepten sie bespielt werden.  

Ein herzliches Dankeschön auch an die Menschen, die während der Sommerferien dafür sorgen, dass diese Räume im neuen Schuljahr genutzt werden können!

Nun wünsche ich Ihnen allen einen erholsamen Sommer und freue mich auf ein Wiedersehen im neuen Schuljahr. 

Karin Hunkeler 

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