„Oben rechts, in Richtung Coop!“

Was hat die Frage, wie man zum Bahnhof kommt, mit der Frage zu tun, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten? Lesen Sie dazu den aktuellen Wochenbrief.

Letzte Woche fand für die dritten Klassen zum ersten Mal das Fach „Wissenschaftliche Texte“ statt. Die Aufgabe auf die Lektion war vermeintlich einfach: Die Schülerinnen und Schüler sollten den Weg vom Schulhaus zum Bahnhof Uetikon beschreiben. Dass das schwieriger ist, als man denken würde, wurde klar, als wir die entstandenen Texte verglichen: Von wo aus blickt man, wenn von links und rechts die Rede ist? Versteht jemand, der nicht weiss, wo der See liegt, einen entsprechenden Hinweis? Oder allgemeiner: Wie muss man formulieren, wenn man stillschweigende Voraussetzungen explizit machen möchte? Und wie kann man möglichst knapp und trotzdem präzise und elegant formulieren?

Gemäss Lehrplan soll es in diesem Gefäss um einen ersten Zugang zu wissenschaftlichen Texten gehen. Das Fach «beschäftigt sich mit dem Verschriftlichungsprozess von Forschen und Wissen. Die Schülerinnen und Schüler lernen, ein Forschungsthema zu finden und einzugrenzen, spezifische Fachliteratur zu beschaffen, eine Fragestellung zu formulieren, systematisch zu recherchieren und schliesslich das neu erworbene Wissen gemäss wissenschaftlichen Standards zu verschriftlichen» (KUE-Lehrplan, S. 122f.). Ist das alles nicht etwas früh? Ja und nein. Sicher, die Jugendlichen haben ihre Gedanken in diesem Alter noch oft bei anderen Dingen. Die Maturarbeit steht erst in zwei Jahren an und das Studium scheint noch in weiter Ferne zu sein. Trotzdem ist es gut, parallel zum Wissenserwerb sich auch Gedanken darüber zu machen, wie in den unterschiedlichen Fächern Wissen durch Forschung entsteht. Und das erfährt man am besten, wenn man im Rahmen des Möglichen ausprobiert, selber etwas zu erforschen.

Die Schülerinnen und Schüler haben den Auftrag, sich zu zweit ein Thema vorzunehmen - vorzugsweise etwas aus der näheren Umgebung. Auf diese Weise kann die Recherche gleich vor Ort passieren und sie erfahren gleichzeitig noch etwas über die Gemeinden im Einzugsgebiet der KUE. Wir sind gespannt, was sie alles herausfinden und ob es ihnen gelingt, ihre Erkenntnisse in nachvollziehbarer Form zu präsentieren. Wenn Sie dabei neben praktischen Kompetenzen auch noch die Einsicht vertiefen, dass man nicht von der Wissenschaft, sondern von verschiedenen Wissenschaften sprechen soll, ist ein wichtiges Lernziel erreicht.

Im Juni wird es dann eine kleine Ausstellung mit den Arbeiten geben. Wir sind gespannt und werden berichten.

Jürg Berthold, Prorektor

Wochenbrief 19_09