Schüler*innen machen Schule

Wenn Schüler*innen unterrichten. – Rückblick und Ausblick auf zwei Unterrichtsprojekte im aktuellen Wochenbrief.

Im Rahmen des Sozialprojektes KUE Gives Back im letzten Semester unterstützte ein Grüppchen Schülerinnen eine Klassenlehrperson der Volkschule. Zwischen Frühlings- und Sommerferien waren sie jeweils an ihrem freien Nachmittag im Schulzimmer als Hilfslehrerinnen und halfen den Primarschüler*innen bei den Aufgaben. Sie erklärten da etwas und packten dort mit an. Im abschliessenden Bericht – einsehbar auf der Webseite KueProjects – beschrieben sie ihre Erfahrung als rundum positiv.

Am 20. und 21. September ziehen sich die Lehrerinnen und Lehrer der KUE in der Kartause Ittingen zurück. An einer Weiterbildungsveranstaltung wollen wir unsere Haltung vertiefen, wie eine Schule im 21. Jahrhundert aussehen soll und neue Unterrichtsprojekte entwerfen. Videostatements, die wir von ganz unterschiedlichen Leuten von ausserhalb des Schulkontextes erbeten haben, werden uns herausfordern. Ein Fokus soll dabei auf einer stärkeren Aktivierung und Involvierung der Schüler*innen liegen.

Dazu passt SmS sehr gut: Die Abkürzung steht für «Schüler*innen machen Schule» und orientiert sich vom Ansatz her am Projekt des Gymnasiums Unterstrasse. An der KUE übernehmen die Schüler*innen der 5. Klassen den Unterricht für die 1. bis 4. Klassen. Die 6. Klassen arbeiten an ihren Maturarbeiten, einzelne werden an der Retraite teilnehmen.

Der Stundenplan ist etwas reduziert und verdichtet; Sportlektionen etwa und Praktika in den Naturwissenschaften werden nicht stattfinden. Die Schüler*innen der 5. Klassen wurden relativ zufällig einer Fachlektion zugeordnet. Die Lehrpersonen haben den verantwortlichen Grüppchen einen enger oder weiter gefassten Auftrag erteilt und geeignetes Material bereitgestellt.

Die Unterrichtenden werden merken, dass das Verstehen und das Erklären eines Stoffes nicht das gleiche sind. Vielleicht werden sie auch da und dort Verschüttetes aus der Erinnerung ausgraben müssen. Die Schüler*innen sollen auch eine in der Arbeitswelt übliche Erfahrung machen, nämlich dass man nicht immer wählen kann, mit wem man zusammenarbeiten muss. Und die Schüler*innen der unteren Klassen, die unterrichtet werden, verstehen vielleicht plötzlich etwas, weil es ihnen auf andere Weise erklärt wird. Oder sie merken, dass der professionelle Unterricht auch seine Vorteile hat.

Auf die Rückmeldungen sind wir sehr gespannt. Manches wird nicht ganz klappen, manches wird beiden Seiten viel abverlangen. Ich bin aber überzeugt, dass das Setting lohnenswerte Erfahrungen ermöglichen kann, und hoffe, dass es nicht das letzte Mal sein wird, dass diese Art von Seitenwechsel möglich ist. Eine kleine Szene ist vielversprechend: Als Rektor Zimmermann letzte Woche ins Schulzimmer geht, um den kurzfristigen krankeitsbedingten Ausfall einer Lektion zu kommunizieren, sagen einige Schüler spontan: Dann können wir die Zeit grad für die Vorbereitung unserer Lektion nutzen. Was will man mehr?

Jürg Berthold

Wochenbrief_21_38