Smartphones an der Schule verbieten?

Warum die Schülerinnen und Schüler an der KUE ihr Smartphone nicht abgeben müssen. Und warum wir uns Gedanken machen, was los ist.

Haben Sie nicht darüber nachgedacht, den Gebrauch der Smartphones im Schulhaus zu verbieten? Von Eltern wird immer wieder diese Frage an uns herangetragen, so auch am Elternabend letzte Woche. Die Sorge, die sich darin ausdrückt, ist verständlich: Wenn die halbe Klasse, kaum hat es geklingelt, die Geräte zückt und alle hochkonzentriert und scheinbar insoliert am Bildschirm zugange sind, stimmt einen das nachdenklich.

Ja, über ein Verbot nachgedacht haben wir schon. Wir sind aber der Ansicht, dass das der falsche Weg wäre. Wir wissen auch von entsprechenden Erfahrungen an anderen Kantonsschulen. Zum einen dürfen unsere Schülerinnen und Schüler im Gegensatz zu jenen der Volksschule das Gelände verlassen, und ausserhalb des Areals lässt sich ein Verbot nicht durchsetzen. Zum anderen ist die Altersspanne an einer Kantonsschule gross: Neben den 13Jährigen werden schon bald volljährige Schülerinnen und Schüler auch unser Schulhaus bevölkern. Und Hand aufs Herz: Welchen Eltern gelingt es, in den eigenen vier Wänden der Sache völlig Herr zu werden - bei den Kindern und im eigenen Verhalten? Dass man sich dann von der Schule Unterstützung erhofft, ist auch auf diesem Hintergrund nachvollziehbar.

Wir wollen deshalb andere Weg gehen (zumindest solange wir nicht vom Gegenteil überzeugt werden): Die Klassenlehrer sind angehalten, die Situation zu thematisieren und mit den Klassen - vielleicht auch nur experimenthalber - Regeln abzumachen. Verändert sich die Stimmung, wenn wir eine Woche in den Pausen und über Mittag anderes machen? Sind andere Effekt zu beobachten? Wir von der Schulleitung stellen alternative Pausenmöglichkeiten zur Verfügung: neuerdings die Ping-Pong-Tische, bald einen Billardtisch, einen Töggelikasten, Brettspiele und Jasskarten. Boules, Federball und Frisbee dann für die wärmeren Jahreszeiten. Gleichzeitig arbeiten wir mit externen Fachleuten an einem Gesundheitskonzept, zu dem auch Veranstaltungen in diesem Bereich gehören werden – für Schülern und für Eltern. Letztere werden unabhängig davon aber eh das Ihre tun müssen und immer wieder das Gespräch suchen. Generell geht es wohl allen darum, einen bewussten, kontrollierten und der Situation angemessenen Umgang zu finden.

Wenn man mit den Userinnen und Usern spricht, erfährt man vielleicht, was mir nach dem Elternabend ein Kollege im Zug erklärte und mit einen Satz aus Sascha Lobos Debatten-Kanal auf Spiegel Online untermauerte: „Die Smartphones sind in den Augen vieler Jugendlicher nicht das Problem, sondern die Lösung.“  Angenommen, das hätte was: Wie sieht die von uns Erwachsenen gestaltete Wirklichkeit aus, dass Jugendlichen der permanente Griff in die Hosentasche als natürliche Reaktion erscheint?

Jürg Berthold, Prorektor

Wochenbrief 18_45

Der erwähnte Podcast ist nachzuhören über folgenden Link:

https://soundcloud.com/user-728223693 (31.10.2018)

Und noch ein Hinweis auf ein kulturelles Highlight der analogen Welt: Der junge Nachwuchsgeiger Marvin Naef, Schüler der Klasse 1a, tritt in der Reihe „Jugend und Meister“ auf, und zwar am Freitag, 9 November in Männedorf und am Sonntag darauf in Küsnacht.