«Volksbildung ist Volksbefreiung.» (18_40)

Wir alle wären gerne in unserem Denken frei und selbstbestimmt. Das gilt auch für das Team, das den Aufbau der neuen Kanti Uetikon gestalten will. Zweifellos war es in den (Kantons-)Schulen, die schon eine lange Tradition haben, nicht anders.

Wir alle wären gerne in unserem Denken frei und selbstbestimmt. Das gilt auch für das Team, das den Aufbau der neuen Kanti Uetikon gestalten will. Zweifellos war es in den (Kantons-)Schulen, die schon eine lange Tradition haben, nicht anders.

«Volksbildung ist Volksbefreiung.»

Diese kühne Aussage findet man an der Kantonsschule Küsnacht, die im Jahr 1832 als Kantonales Seminar gegründet worden war. Per Google lässt sich schnell herausfinden, dass der kämpferische Slogan von Heinrich Zschokke (1771 – 1848) stammt. In einer Rede, die er 1836 in Lausen (Baselland) hielt, führt der Schriftsteller und liberale Politiker den Befreiungsgedanken noch aus:

«Volksbildung ist Freimachung eines Volks (…), Freimachung von den Fesseln politischer Gewaltherrschaft; von den Fesseln der Unwissenheit und Rohheit, der Irreligion und des religiösen Aberglaubens (…). Volksbildung ist Erhebung eines Volks aus dem Stande der Unmündigkeit in den Stand der Mündigkeit.»

Die Schule des frühen 19. Jahrhunderts sah sich also in einer Linie mit der Aufklärungsbewegung im Sinne Kants.

Im eindrücklichen Schulhaus, das 1913 auf der Hohen Promenade in Zürich für die 1875 gegründete Höhere Töchterschule gebaut wurde, steht ein anderer prägnanter Satz:

«Kraft und Gesundheit gibt uns die Arbeit.»

Natürlich verweist auch diese Aussage auf einen historischen Kontext. Man wird vermutlich zunächst an die zwinglianische Prägung Zürichs denken, aber der Satz erinnert ebenso an Reformbewegungen, die etwa den gesunden Körper ins Zentrum stellen.

Und hier in Uetikon? Welche Ideale verfolgen wir? Nun, die grossen Wandschriften mit den Sinnsprüchen fehlen. Dafür haben wir in unserem Leitbild Sätze, die man vielleicht in hundert Jahren im Zeitgeist des jungen 21. Jahrhunderts verorten wird. Ausdrücke wie «Schule des Wandels», «Digitalisierung», «Algorithmen und Datenstrukturen» sind Zeichen für Denkprägungen, denen wir heute alle ausgesetzt sind.

Im letzten Wochenbrief schrieb Jürg Berthold, dass er als Lehrer eine «gewisse Demut» empfinde, weil man die Wirkung des Unterrichts nicht vollständig absehen und kontrolliere könne. Die gleiche Demut ist angebracht für uns als SchulleiterInnen und LehrerInnen, die den Aufbau einer Schule gestalten wollen. Wir möchten als Team die Zukunft der KUE beeinflussen und wissen, dass auch wir beeinflusst sind von den Ideen, die «in der Luft liegen».

Martin Zimmermann, Rektor

Wochenbrief 18_40