Von Helikoptern und von Drohnen

Helikoptereltern haben einen schlechten Ruf. Zu Unrecht. Wenn Sie wissen wollen warum, lesen Sie den Wochenbrief.

Für die Lehrpersonen könne es «nicht befriedigend» sein, dass die Eltern gemäss verschiedener Studien den wichtigsten Anteil am Schulerfolg der Kinder hätten. Und deshalb sei der abwertende Begriff «Helikoptereltern» in die Welt gesetzt worden, um die Eltern «auf ihren Platz zu verweisen». Es sei denn auch kein Zufall, dass das erste deutschsprachige Buch zum Thema «Helikoptereltern» von einem Lehrer geschrieben worden ist. So argumentiert die Soziologin Désirée Waterstradt in einem Interview mit dem Tages Anzeiger (18.6.19).

Also: Was meine ich als Lehrer und Schulleiter, der seit mehr als 30 Jahren an einer Kantonsschule unterrichtet, zu diesem Vorwurf?

Gehen wir doch zunächst mal auf das Bild ein. Helikopter sind faszinierende Fluggeräte, deren Ruf wohl vor allem durch die Rettungseinsätze geprägt ist. Man sieht vor seinem geistigen Auge mutige Pilotinnen und Piloten, die verunfallte Berggänger aus schwierigsten Situationen retten und sicher ins nächste Spital bringen.

Weshalb sollte ich Eltern, die sich so verhalten, nicht bewundern? Sie lassen ihren Kindern die Freiheit, auch gefährliche eigene Wege zu begehen. Wenn es aber nötig wird, sind sie schnell da und bieten die not-wendige Unterstützung. In diesem Sinne bin ich auch als Lehrer und Schulleiter froh um Helikoptereltern.

Skeptischer bin ich aber, wenn der Eindruck entsteht, dass Mütter und Väter nie loslassen können und ihre Kinder wie Drohnen überwachen – gewissermassen bedroh(n)en. Gerade an einer Kantonsschule müssen sich die Jugendlichen auf neue Gedanken und Ideen einlassen, und das kann auch mal bedeuten, dass sie sich von den Eltern etwas entfernen. Keine Drohung, keine Überwachungs-Drohne wird das verhindern. Es gehört zur normalen Entwicklung, dass die Werte des Elternhauses hinterfragt (und manchmal auch bestätigt) werden.

Für die Jugendlichen ist es hilfreich zu wissen, dass sie in heiklen Situationen aller Art die Notfall-Nummer anrufen können und dass dann die Helikoptereltern Unterstützung bringen. In diesem Sinne soll der Begriff doch positiv verwendet werden.

 

Martin Zimmermann

 

PS: Die KUE hat in den letzten beiden Wochen zwei wunderbare Anlässe erlebt. Der Sponsorenlauf der IG Eltern setzte ein Zeichen der Solidarität und schuf Feststimmung. Die KUE-Robolympics zeigte, was für eine Dynamik durch das neue Schulfach entsteht. Wieder war die Stimmung grossartig. Ich war an beiden Abenden stolz und glücklich, an dieser Schule mit all diesen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen.

 

Wochenbrief_1926