Warum Lernen nicht immer gleich funktioniert

Das Themenwochen-Buffet der KUE und was es damit auf sich hat – hier im aktuellen Wochenbrief.

«In einer Woche ausserhalb des ordentlichen Stundenplans findet Lernen auf andere Weise statt. Es sind vielfältige Erfahrungen möglich, die zu einem umfassenden Bildungsverständnis gehören.» Das war die Antwort, die Rektor Zimmermann und ich der IG Eltern auf die Frage gaben, welche Überlegungen hinter dem KUE-Themenwochenkonzept stehen. Was heisst das konkret am Beispiel der Themenwoche, die vor den Herbstferien stattfand? Und welche Bedingungen begünstigen das Gelingen einer solchen Woche? Fünf Aspekte sollen herausgegriffen werden. 

  • Ein Setting ausserhalb des Lektionentakts eröffnet Möglichkeiten des interdisziplinären Zugangs und der Vertiefung: Anders als sonst kann man sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit einem Thema beschäftigen, und anders als sonst kann man an etwas dranbleiben. Ein Beispiel dafür ist die Auseinandersetzung der Klasse 4a in Sils im Domleschg mit dem Verhältnis von Wissenschaft und Pseudowissenschaft. Die Fächer Physik und Biologie gingen der Frage nach, wie man Studien und Berichte auf ihre Glaubwürdigkeit prüft.  

  • Schule muss nicht in einem Schulhaus stattfinden. Es gibt eine ganze Reihe ausserschulischer Lernorte, einer davon ist das Museum. Hier können Klassen in einer auf Anschaulichkeit spezialisierten Umgebung sich mit einem gut aufgearbeiteten Thema auseinandersetzen, etwa mit der Frage des Geschlechterverhältnisses im Tierreich (Naturhistorisches Museum Bern), der Technik des Papierschöpfens (Papiermuseum Basel) oder der Frage des Selbstbildes (Fotomuseum Winterthur). 

  • In einer solchen Woche können die Schülerinnen und Schüler ausserordentliche Erfahrung machen. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass sie diese Erfahrung gemeinsam mit den Lehrpersonen machen, also die traditionellen Rollen ein Stück weit aufgeweicht werden. Das ist beim Veloreiseprojekt der Fall, wenn man zusammen von Uetikon nach Saint-Raffaël am Mittelmeer fährt, und das ist der Fall, wenn man eine Woche gemeinsam eine vegane Ernährungsweise ausprobiert. Auf andere Weise ist auch der Besuch von Auschwitz, das jeden Vorstellungsrahmen sprengt und Schüler wie Lehrer gleichermassen fassungslos macht, so eine Erfahrung ausserhalb jeder Ordnung.  

  • Zu den Themenwochen gehört auch, dass nicht nur der Ort, sondern auch die Klasse als Bezugsgrösse aufgehoben werden kann. So etwa bei den 1. und 3. Klassen, die die zweitägige Schulreise als Jahrgangsereignis planten. So etwa auch bei den Studienreisen der 6. Klassen, wo die Destinationen unabhängig von der Klasse gewählt wurden. Da können neue Kontakte, vielleicht Freundschaften entstehen, und es wächst das Gefühl, zwar in unterschiedlichen Klassen, aber an der gleichen Schule zu sein. 

  • An einen anderen Ort zu gehen kann auch heissen, in eine andere Kultur einzutauchen, so dass der Lern-und Bildungsprozess sich nicht auf einzelne Einsichten, sondern auf eine umfassende Erfahrung bezieht. Vielleicht ist das bei einigen geschehen, die sich in Krakau mit dem Ostjudentum beschäftigt haben, sicher ist es bei den Schülerinnen und Schülern der 5. Klassen passiert, die für zwei Wochen im Welschland mit der Kultur der Romandie in Berühung kamen. 

Jetzt, nach der Themenwoche, geht es darum, herauszufinden, was gut lief, was sich bewährt hat und was geändert werden muss. Ähnlich wie beim Normalunterricht entsteht die Qualität solcher Projekte in der nachbearbeitenden Reflexion und im Gespräch im Kollegium darüber, welche Zutaten und Gewürze zusammen ein gutes Menü ergeben. 

 

Jürg Berthold 

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