Wer bin ich?

«Werde, wer du bist, doch erkenn’s erst.» Der 2500 Jahr alte Denkspruch des griechischen Dichters Pindar – aktualisiert von Kai und Fredi.

Die eigene Identität ist ein Labyrinth voller Hindernisse und Sackgassen, in das sich viele von uns gar nicht erst hineinwagen. Nur wenn man sich in der von der Gesellschaft vorgegebenen Rolle nicht oder nicht ganz wohl fühlt, bewegt man sich hinein. Dann begibt man sich auf eine Reise, die oftmals in Verbindung mit neuen Bekanntschaften und Erfahrungen einen neuen Blickwinkel auf das Leben bietet.

Aber wieso ist die Zeit der Selbstfindung so herausfordernd? Nehmen Sie mal an, dass Sie sich entdecken oder zumindest ein Teil von Ihnen. Und dieser Teil widerspricht der momentanen Norm. An wen wenden Sie sich? Wie finden Sie Gleichgesinnte? Und akzeptieren Sie überhaupt diesen Teil?

Vor allem wenn es um so fundamentale Themen wie Sexualität, Geschlecht oder Dasein geht, wird es kompliziert. Man stösst auf neues Vokabular und Informationen, auf die man vielleicht nicht vorbereitet war. Wenn man in einer solchen Zeit keine Unterstützung hat, kann es sein, dass man in ein tiefes Loch fällt, aus welchem man vielleicht gar nicht mehr rauskommt. Bei Jugendlichen ist Suizid die zweithäufigste Todesursache. Dieses Risiko ist bei Menschen, die zur LGBTQ+-Community gehören, dreimal höher als bei «normalen» Menschen.

Mit diesen Fragen schlagen sich mit dem Fortschritt der Gesellschaft immer mehr Jugendliche auseinander. So auch wir. Weil diese Thematik ein wichtiges Thema ist und auch bald eine Abstimmung bevorsteht – Ehe für Alle – haben wir beschlossen, an der KUE eine Gruppe zu gründen. Im Rahmen dieses Safe Space wollen wir Info-Abende, Treffen und Ausflüge veranstalten. Nach dem Motto «Von Queer zu Queer» möchten wir unsere Mitschüler*innen auf ihren eigenen Reisen unterstützen, wie wir können.

Weil wir in unserem Umfeld kaum jemanden kannten, an den wir uns hätten wenden können, sind wir zum Schluss gekommen, dass so etwas her muss. Wir heissen LGBTKUE+ und möchten ein Angebot bieten, das uns nicht zur Verfügung stand. Wir sind eine Anlaufstelle für Fragen aller Art, ein Treffpunkt für Gleichgesinnte und eine Möglichkeit, sich mit Menschen auszutauschen, die vielleicht Ähnliches erlebt haben. Unser Hauptziel ist es, die Sichtbarkeit der Community an der Schule zu grössern.

Bisher ist noch nicht viel passiert, da wir erst kurz vor den Sommerferien damit begonnen haben, allerdings ist einiges in Gang gekommen. Bisher wir haben ein Tellonym-Profil aufgesetzt, eine anonyme Plattform, auf der man Fragen an uns richten kann. Ausserdem haben wir einen Discord-Server für queere Schüler eingerichtet.

Zum Schluss – wenn Sie Fragen haben, sei das als Schüler*innen, Lehrpersonen oder Angestellte der KUE oder als Elternteil – melden Sie sich bei uns! Wir sind erreichbar unter der E-Mail lgbtkue@gmail.com oder auf Discord (Kai: kaiaiai#6627, Fredi: Caramba#8270)

). Wir freuen uns auf einen aktiven Austausch!

Kai und Fredi, 17 Jahre alt

Jürg Berthold

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