Zahlen erzählen nicht alles

Zahlen sagen viel, aber nicht alles. Das gilt auch für die Erhebung der Aktivitäten auf der elektronischen Plattform «Teams», welche an der KUE in den letzten Corona-Wochen die Basis für den Unterricht war.

Mit Zahlen sollte man in (schul)politischen Zusammenhängen immer vorsichtig umgehen. Nicht alles lässt sich in Statistiken erfassen, aber interessant sind sie allemal. So schaute ich mir fasziniert die Zusammenstellung der Aktivitäten auf «Teams» an, welche mir unser Techniker, Nikola Jovanov, zur Verfügung gestellt hat. Man sieht da sehr gut, wie viel an der KUE in der Coronazeit über die elektronischen Kanäle gelaufen ist.

Es sind beeindruckende Zahlen, wie man oben sehen kann. Enorm viele Kontakte fanden statt, die Plattform «Teams» leistete uns sehr gute Dienste. So wurden mehr als 220'000 Chatnachrichten ausgetauscht, im Durchschnitt über 700 pro Person, um nur ein Beispiel zu nennen.

Diese Zahlen sagen aber noch nichts über die Qualität der elektronischen Kontakte aus. Entscheidend ist nicht die Menge, sondern die Art und Weise, wie man sich in einem Gespräch hat austauschen können.
Es wurde auch an dieser Stelle schon häufig wiederholt: Guter Unterricht funktioniert, wenn man sich einander zuwendet. Das zeigte sich im sogenannten Fernunterricht noch einmal sehr deutlich.
Die elektronische Infrastruktur ist nur die Grundlage für guten Unterricht. Nicht diejenige Schule ist die beste, welche am meisten den Computer einsetzt, sondern diejenige Schule, welche den Computer so einsetzt, dass Austausch entsteht, dass Auseinandersetzung mit Fragen geschieht, dass man sich gemeinsam über Probleme verständigt.

Die Bilanz der Corona-Zeit, die in einer kleinen Umfrage unter den Kantonsschul-Rektorinnen und -Rektoren entstanden ist, ging nicht von Zahlen aus, sondern von Erfahrungen. Ich bat meine Kolleginnen und Kollegen, mir die drei wichtigsten Erkenntnisse zu nennen, die sie für sich in den letzten Wochen gewonnen haben. Hier einige Beispiele:

  • Die meisten Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen haben sich auf den Fernunterricht eingelassen und gemeinsam viel erreicht.
  • Wir vermissen den persönlichen Kontakt: Bildungsarbeit braucht Beziehung, braucht Emotionen, die unsere Bildschirm-Avatare nur sehr bedingt zu vermitteln vermögen. Genauso wie wir die Stärken der digitalen «Devices» im Fernunterricht erfahren durften, wissen wir um den Wert, dass die Geräte auch abgeschaltet werden können.
  • Fernunterricht kann ein Ersatz sein, ist aber keine Alternative zum Unterricht in der analogen Gruppe.
  • Das Ineinandergreifen engagierter Lehrpersonen und Schülerinnen und Schüler, das wechselseitige Vertrauen, stärkte die Bildungsarbeit auch ohne Selektionsdruck.
  • Der Ertrag aus der Corona-Zeit kann nicht nur mit den erprobten Prüfungsmethoden aus dem regulären Unterricht gemessen werden.

Zahlen und Statistiken erzählen nicht die ganze Wahrheit. Dies zeigen auch die Texte unserer Schülerinnen und Schüler, die sich von einem Tag auf den anderen mit der neuen Unterrichtsform zurechtfinden mussten. Ich empfehle allen die Lektüre der sechs Berichte auf unserer Webseite. Sie zeigen auf eindrückliche Art und Weise, wie die Jugendlichen durch die Corona-Zeit existenziell herausgefordert wurden.

Martin Zimmermann

Wochenbrief 20_24