Besuch im erfolgreichsten Freifach

Der Kurs «Aktuelles Weltgeschehen» ist der Dauerbrenner unter den Freifächern. Warum? Augenschein in einer Lektion.

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Was ist los in Deutschland? Die Bahn streikt, die Landwirt:innen sind wütend, und die umstrittene Sahra Wagenknecht will eine neue Partei gründen. Geschichtslehrer Danilo Raffaele erläutert die Situation an diesem Donnerstagmittag im Kurs «Aktuelles Weltgeschehen». Die Schüler:innen stammen jahrgangsübergreifend von der zweiten bis zur sechsten Klasse und hören aufmerksam zu.

Mit jeweils über 50 Anmeldungen ist der Kurs mit Abstand das erfolgreichste Freifach der KUE. Es herrscht eine entspannte und doch konzentrierte Atmosphäre, man spricht Mundart und darf während des Kurses essen. «Einige sind schon länger dabei, so lernen die Jüngeren auch von den Älteren», erzählt Geschichtslehrerin Iris Haas, die den Kurs mit Danilo Raffaele leitet.

«Das Programm gestalten Lehrpersonen und Schüler:innen gemeinsam, Themen waren bis jetzt unter anderem Feminismus, Trumps Amerika, der Nahost-Konflikt oder Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine», erzählt Iris Haas. «Unsere Themen sind im weiteren Sinne politisch, und wir versuchen, möglichst verschiedene Blickwinkel zu zeigen.»

Nachdem die Schüler:innen zwei Artikel zu Sahra Wagenknecht, dem «Wutstaubsauger» der deutschen Politik, gelesen haben, diskutieren sie über Wagenknechts geplante Partei. «Mich stört der Kult um Wagenknecht», sagt eine Schülerin, und sie kritisiert auch das fehlende Parteiprogramm sowie Wagenknechts Positionen zu Transgender, Russland und dem Klimawandel. «Eine neue Partei bringt auch frischen Wind, und man muss nicht alles schlechtreden», entgegnet jemand. So wechseln sich die Voten ab, man differenziert, hört sich zu und geht aufeinander ein.

Iris Haas und Danilo Raffaele moderieren zurückhaltend, ergänzen, stellen Fragen, sind buchstäblich auf Augenhöhe mit den Schüler:innen. Das schätzen sie, wie auch die Aussagen von Schüler:innen zeigen (siehe die beiden Meinungen unten).

Die Zeit schreitet schnell voran, und nicht alle Schüler:innen können zu Wort kommen. Mitten in der Diskussion läutet die Pausenglocke, die Tür geht auf und aufgeregte Schüler:innen des Untergymnasiums fluten das Zimmer. Wer weiss, vielleicht besuchen sie schon bald auch das «Aktuelle Weltgeschehen». Matthias Böhni

Zwei Schüler:innen zum «Aktuellen Weltgeschehen»:

Gavriel Harvey, 3a: «Ich habe das Freifach gewählt, weil es die Möglichkeit gibt, echte Sachen zu lernen und zu diskutieren. Hier gibt es die perfekte Balance zwischen Praxis und Theorie. Die Themen sind aktuell, aber wir können sie in der Diskussion mit abstrakteren Ideen verbinden. Die Themen sind von den Schüler:innen gewählt und meistens sehr spannend (heute haben Sie eigentlich eines der langweiligeren Themen gesehen).»

Emma Reinhardt, 6b: «Ich besuche den Kurs, seit ich ein Freifach wählen darf. Ich fand die Beschreibung des Faches gleich interessant, da ich gerne debattiere und über Politik rede. Das Interessante ist, dass man immer zuerst über das Thema informiert wird. Somit kann man ohne Halbwissen diskutieren. Auch ist es interessant, sich mit anderen über aktuelle Themen zu unterhalten. Das Fach hat mich motiviert, mich zu informieren und eine eigene Meinung zu bilden. Auch ist es toll, dass Frau Haas und Herr Raffaele die Themen neutral erklären, sodass man beide Seiten versteht, bevor man eine Meinung bildet. Auch diskutiert man immer mit Toleranz und Respekt, sodass man sich wohlfühlt. Ich würde dieses Fach sehr empfehlen.»