Internationaler Frauentag

Am 8. März ist der Internationale Frauentag. Wieso es ihn immer noch braucht, erläutern die Schülerinnen Rhea Wyss und Selina Derungs.

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

Die Schüler:innen haben sich im Fach Geschichte bei Michèle Mühlebach überlegt, wieso es wichtig ist, sich an bestimmte historische Ereignisse oder Opfergruppen zu erinnern, und sich kritisch damit auseinandergesetzt: Was muss passieren, dass Gedenktage eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ermöglichen und was lernen wir für unser eigenes Handeln? So sind elf Texte zu unterschiedlichen Gedenktagen entstanden.


8. März: Internationaler Frauentag 

«Nicht das Lippenbekenntnis, nur das Leben und Handeln adelt und erhebt.» [1]

Von Rhea Wyss und Selina Derungs

Ein Gedenktag lässt einen in sich gehen. Gedenken. Vergangenheit. Doch der Weltfrauentag ist noch viel mehr. Es herrscht eine Korrelation zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Am 8. März gedenken wir nicht nur vergangener Aufstände und Heldinnen. Viel mehr werfen wir einen kritischen Blick auf unsere jetzige Gesellschaft und wie die Frauenrechte und Gleichstellung der Geschlechter noch immer nicht erreicht ist. Wir wollen Lösungen finden. Die Welt verbessern. Wir gedenken also nicht nur. Wir analysieren.

Schon lange streben Frauen nach der Anerkennung ihrer Rechte. Stellvertretend für die unzähligen Streiks und Protestbewegungen der Frauen seien hier folgende erwähnt.

In den USA streikten Textilarbeiterinnen erstmals 1858. Sie wehrten sich für bessere Arbeitsbedingungen, gleiche Bezahlung wie die ihrer männlichen Arbeitskollegen und gegen die damals herrschenden, unzumutbaren Wohn- und Lebensbedingungen. Die Streiks forderten ihren Tribut, viele der Frauen zahlten mit ihrer Freiheit oder gar ihrem Leben.

Auch Jahre danach wurde wieder gestreikt; diesmal aber mit grösseren Erfolgen, wie die Erklärung des nationalen Frauentags 1909 in den USA.

Einige Näherinnen in den USA machten auch Clara Zetkin auf ihre Bitten aufmerksam und ein Jahr später trafen sich auf ihre Initiative 100 Delegierte aus 17 Ländern an der Frauenkonferenz in Kopenhagen. Gemeinsam beschlossen sie, jährlich einen internationalen Frauentag durchzuführen.[2]

Der erste dieser Tage fand am 19. März 1911 statt. Mehr als eine Million Frauen protestierten damals. Ein gewissermassen revolutionärer Akt, denn eine solche Massenbewegung hatte es zuvor noch nie gegeben.

Von grosser Bedeutung war schliesslich der internationale Frauenstreiktag vom 8. März 1917 in St. Petersburg. Auch hier waren es wieder die Textilarbeiterinnen, welche in den Streik traten. Diesmal forderten sie Arbeitende aus anderen Betrieben auf, es ihnen gleich zu tun. In der Folge begann eine weitere Massenbewegung, die Februarrevolution. Im Andenken an diesen Aufstand wurde der internationale Frauentag auf den 8. März gelegt. [3]

Seither finden die Internationalen Frauentage regelmässig statt. Aber hat dieser Tag geholfen, der Gleichberechtigung näher zu kommen? In vielen Ländern ist die Gleichstellung von Frau und Mann und insbesondere das aktive und passive Wahlrecht der Frauen nicht nur anerkannt, sondern wird auch aktiv gelebt. Weltweit gesehen, sind wir dennoch weit davon entfernt, dass Frauen den gleichen Stellenwert besitzen wie Männer. Millionen von Frauen leben immer noch in patriarchalen Strukturen, teilweise ohne jede Rechte und ohne Chancen auf Ausildung.

Wie Clara Zetkin, eine der bedeutendsten Vertreterin der proletarischen Frauen- und Arbeiterbewegung und eine der ersten Parlamentsabgeordneten Deutschlands[4], es sinngemäss sagte: Es genügt nicht, nur darüber zu sprechen. Nur aktives Handeln   bringt uns weiter.[5] Auch Zetkin hatte es nicht leicht. Die meisten ihrer männlichen Genossen verabscheuten sie für ihre Arbeit als Aktivistin. Und trotzdem: Zetkin kämpfte unermündlich für die Rechte der Frauen. Sie war diejenige, die den Antrag für den internationalen Frauentag aufbrachte und zuvor immer wieder für diese Idee geworben hatte.

Der Internationale Frauentag ist also nicht einfach ein Gedenktag, an welchem man den Verdiensten der unerschrockenen Textilarbeiterinnen gedenkt. Vielmehr ist es ein Mahnfinger, aktiv zu bleiben. Auch dieses Jahr findet am 8. März der internationale Frauentag statt. Weltweit machten grosse Firmen, Regierungen und NGOs auf das bedeutsame, noch immer aktuelle Problem der Gleichberechtigung aufmerksam. Zum 112. Mal.

Bibliografie:

Wir haben jeweils die gesamten Artikel verwendet.

Bild von: https://perspektive-online.net/2020/02/frauen-der-weltgeschichte-rosa-luxemburg-clara-zetkin/


[1] Zitat von Clara Zetkin, aus: berühmte-zitate.de/autoren/clara-zetkin

[2] Geschichte des internationalen Frauentags, DGB Bundesvorstand Berlin, Bereich Gleichstellungs- und Frauenpolitik, 2009, S. 1, letzter Zugriff 10. April 2023

[4] Clara Zetkin, Biographie, Digitales Deutsches Frauenarchiv, letzter Zugriff 10. April 2023

[5] berühmte-zitate.de/autoren/clara-zetkin, letzter Zugriff 10. April 2023