Internationaler Friedenstag: wichtig, aber wenig präsent

Am 21. September ist der «Internationale Friedenstag». Was aber sind Gedenktage? Wieso braucht es sie? Diesen Fragen hat sich die Klasse 4b im Fach Geschichte angenommen.

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Die Schüler:innen haben sich im Fach Geschichte bei Michèle Mühlebach überlegt, wieso es wichtig ist, sich an bestimmte historische Ereignisse oder Opfergruppen zu erinnern, und sich kritisch damit auseinandergesetzt: Was muss passieren, dass Gedenktage eine selbstkritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ermöglichen und was lernen wir für unser eigenes Handeln? So sind elf Texte zu unterschiedlichen Gedenktagen entstanden, die jeweils am Tag des Gedenktages hier veröffentlicht werden.


21. September: Internationaler Friedenstag

Von Jil Frei und Aylin Devci

Der Krieg in der Ukraine, der Erste und Zweite Weltkrieg, der Krieg zwischen den Palästinensern und den Israelis. Die Liste der Kriege und Ungerechtigkeiten auf dieser Welt ist fast endlos. Seit der Geschichte der Menschheit ist Krieg und Unfrieden ein präsentes Thema. Der Internationale Friedenstag ist einer von vielen Versuchen, auf die Wichtigkeit des Friedens aufmerksam zu machen.

Es gibt viele verschiedene Ansätze zum Thema Friedenserschaffung. Die einen setzen den Schwerpunkt mehr bei den Menschenrechten, die anderen wiederum bei der Wirtschaft und Politik oder dem Umweltschutz.[1]

Das Ziel dieses Tages ist es, die Ideale des Friedens aufrecht zu halten und national sowie international den Frieden zu festigen. Er soll beim Abbau von Feindseligkeiten und Auseinandersetzungen, die gewalttätig zu eskalieren drohen, helfen. Auch wenn es manchmal so scheint, soll die Menschheit laut Papst Johannes Paul II. nicht zur Selbstzerstörung verurteilt sein. Laut der Ideologie des Papstes und der katholischen Kirche sollte die Menschheit durchaus in der Lage sein, «die Unterschiede der Ideologien, Bestrebungen und Ansprüche» auch ohne Waffengewalt zu lösen.

Das Thema Friedenswahrung ist sehr facettenreich und bedeutet viel mehr, als nur die Waffen niederzulegen. Denn Friedenswahrung beginnt schon beim Erfüllen der menschlichen Grundbedürfnisse. Dieser Gedenktag soll Diskussionen rund um das Thema Frieden anregen. Die Zielgruppe ist breit angesetzt und soll auch die jüngeren Generationen erreichen und zum Nachdenken bewegen, da diese Menschen künftig selbst an der Wahrung des Friedens beteiligt sein werden.[2]

Der Gedanke, einen Tag zu schaffen, welcher den Frieden aktiv fördern soll, reicht schon weit in die Vergangenheit zurück. Schon 1845 setzten sich die kirchlichen Kreise für einen Friedenstag in Grossbritannien ein. Circa 40 Jahre später wurde der letzte Sonntag vor Weihnachten zum Friedenssonntag ernannt. Seit 1968 hält die katholische Kirche den Weltfriedenstag am 1. Januar, dem Hochfest der Gottesmutter, ab.[3]

Offiziell gemacht wurde der «International Day of Peace» am 30. November 1981 mit der UN-Resolution 36/37, in der zusätzlich die Gewaltlosigkeit und der Waffenstillstand am Internationalen Friedenstag hervorgehoben wurden. Damals wurde er auf den dritten Dienstag im September gesetzt, da die Jahresversammlung der UN-Generalversammlung immer an diesem Tag begann. Er wurde aufgrund der vielen gewaltsamen Konflikte der Vergangenheit und Gegenwart eingeführt, welche die globale Notwendigkeit dieses Tages immer wieder bestätigten. 2001 wurde der Internationale Friedenstag durch die Initiative des britischen Regisseurs Jeremy Gilley fix auf den 21.9. gelegt. Der Gründer der gemeinnützigen Organisation «Peace One Day» forderte in seinem Antrag ausserdem weltweiten Waffenstillstand für 24 Stunden am 21. September. Dies soll Hilfsorganisationen das Versorgen der Zivilbevölkerung in Kriegsgebieten ermöglichen. Sein Gesuch wurde von der UN-Vollversammlung mit der Verabschiedung der Resolution 55/282 genehmigt.[4]

Um den Frieden zu wahren, wird heutzutage mit vielen Aktionen ein Zeichen gesetzt. Die Vereinten Nationen verfügen über eine Friedenssicherung, welche versucht, den Ausbruch von Konflikten zu verhindern, in bestehende Konflikte eingreift und den Aufbau eines stabilen Friedens nach der Beendigung des Konfliktes unterstützt. Durch die konsequente Durchsetzung der Menschenrechte und der Abdeckung der grundlegenden Bedürfnisse der Menschen entstehen ausserdem weniger Gewaltausbrüche.[5]

Die Idee eines Tages, der Frieden fördern und Leute auf dieses wichtige Thema aufmerksam machen soll, ist gerade in der heutigen Zeit sehr sinnvoll: in einer Zeit, in der die Menschen nicht genug Akzeptanz für andere Kulturen aufbringen und versuchen, sämtliche Konflikte mit Waffengewalt auszutragen. Allerdings wird dem Tag viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Das kann einerseits daran liegen, dass beispielsweise das Nichteinhalten eines Waffenstillstandes keine Konsequenzen zur Folge hat. Andererseits ist bereits die Tatsache, dass sich die Kirche und die weltlichen Mächte wieder einmal mehr nicht auf ein einziges Datum eines Internationalen Friedenstages einigen konnten, bereits in sich paradox. Dadurch wird dessen Bedeutung verwässert.

Ausserdem ist Frieden ein Ziel, das alle Menschen, insbesondere Machtinstanzen, gleichermassen verfolgen müssen. Wenn sich auch nur eine einzige einflussreiche Person darüber hinwegsetzt, droht Krieg, was mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine ein aktuelles und trauriges Beispiel ist. Mit einem Internationalen Friedenstag soll die gesamte Menschheit dazu aufgerufen werden, dass ein friedliches Zusammenleben auf unserer dicht bevölkerten Erde oberste Priorität haben muss. Um jedoch mit einem einzigen Tag zu versuchen, an die Vernunft von rund 8 Milliarden Menschen mit unterschiedlichen Ideologien zu appellieren, ist lobenswert, aber wohl eine Illusion.

Literaturverzeichnis: